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Anstand vor der Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche
Blick in den Hof mit der Aussichtsplattform – Anstand
 

ANSTAND // TATBESTAND

 

Eine Aussichtsplattform im Hof löst die Opfer aus dem Kontext der Verbrechen für eine Begegnung in Würde – Anstand.


Wie in einem Spießrutenlauf werden die marschierenden Täter im Innenraum mit ihren Taten konfrontiert – Tatbestand.

 

Zweiteilige Intervention an und in der Gedenkstätte der Köpenicker Blutwoche 1933, die sich 2023 zum 90. Mal jährte.

Vorausgegangen ist das Kunstsymposium Erinnerung Gedenken im Spätsommer 2022, wo künstlerische Interventionen entwickelt wurden.


 
 
 
eins zu eins den Opfern gegenüber, vor dem Zellenfenster
Die Porträts sind dem Fenster einer Gefängniszelle gegenübergestellt
 
Fotos und Lebensdaten der Opfer, soweit bekannt
Fotos der Opfer und Kurzbiografien
 
 
Das Foto der marschierenden Täter wird konfrontiert mit ihren TatenTatbestand –
Intervention im Eingangsraum der Gedenkstätte – Tatbestand
 
lange Bahnen von Transparentpaier mit Kopierten Begriffen aus den Protokollen
Aus den Protokollen kopierte Taten flankieren und konfrontieren die Marschierenden auf dem Foto des SA-Trauermasches
 
Tatbestand – Intervention in der Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche, Detail
Monoprint auf Transparentpapier
 
 

SA-Trauerzug in Berlin-Köpenick am 26. Juni 1933
Nachdem die Opfer der „Blutwoche" in der Dahme versenkt worden waren, inszenierte
die NSDAP- und SA-Führung von Berlin ein Staatsbegräbnis für die erschossenen SA-
Männer Walter Apel und Ronert Gleuel. Ihr Tod diente der propagandistischen Rechtfertigung
des Mordfeldzugs der Köpenicker SA im Juni 1933. An der Spitze des Trauerzuges
marschierten der Köpenicker SA-Sturmbannführer Herbert Gehrke, Gauleiter Joseph
Goebbels, Gauinspekteur Gerhard Schach, der stellvertretende Gauleiter Artur Görlitzer
und dahinter August Wilhelm von Preußen (von links). Obwohl die Folteropfer zuvor vor
den Augen der Bevölkerung durch die Straßen gejagt und teilweise ermordet worden
waren, zollte die Masse der Machtinszenierung der NSDAP und ihrer Parteisoldaten
Beifall und stand mit Hitlergruß Spalier für Goebbels Propagandaaufmarsch.
Zunächst wurden die Leichen vom Krankenhaus Köpenick in das SA-Sturmlokal „Seidler"
(Sturm 1/15) zur offiziellen Trauerfeier überführt. Die abgesteckte Route führte anschließend
am S-Bahnhof Köpenick vorbei durch die Köpenicker Altstadt zum Friedhof an der Rudower
Straße. Die Juni-Aktion 1933 wirkte als Experimentierfeld für die Genese der Gewalt im
Nationalsozialismus. Die NS-Führung war nahezu überrascht, wie weit sie mit Folter und
Mord gehen konnte, ohne dass sich ihr Polizei, Justiz und Gesellschaft in den Weg stellten.
Ganz im Gegenteil liegt die Bedeutung der „Köpenicker Blutwoche" gerade im totalen
Versagen der Zivilgesellschaft.


Text © Beschreibung auf dem Foto, Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche
Foto © Landesarchiv Berlin

 
 


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